Startschuss für eine große Sache: Porzellanikon bereitet sich auf Ausstellung 2010 vor

Veröffentlicht am 22.04.2009 in Veranstaltungen

Einen Überblick, was im Jubiläumsjahr geplant ist, konnte man sich im Artikel der Frankenpost vom 21.04.2009 verschaffen:

Direktor Wilhelm Siemen hat Großes im Sinn. Die Ausstellung im kommenden Jahr im Porzellanikon in Selb und Hohenberg sei die Chance für eine Trendumkehr in der Region: weg vom negativen Image und hin zu einem Aufbruch in eine andere Wahrnehmung.
Direktor Wilhelm Siemen hat Großes im Sinn. Die Ausstellung im kommenden Jahr im Porzellanikon in Selb und Hohenberg sei die Chance für eine Trendumkehr in der Region: weg vom negativen Image und hin zu einem Aufbruch in eine andere Wahrnehmung. Siemen nennt als Beispiel dafür, dass Ausstellungen viel bewirken können, seine Heimatstadt Paderborn: Ihr verstaubtes Image änderte sich, als 1999 dort die große Schau über "Karl der Große und Papst Leo III." zu sehen war. 300 000 Besucher kamen, waren begeistert - und fortan hatte die Stadt einen anderen Ruf. Eine ähnliche Wirkung erhofft sich Siemen, der mit dem Porzellanikon in Selb das erste Industriemuseum in Bayern aufgebaut hat, jetzt für das Fichtelgebirge und die weitere Region.

Die Ausstellung über 300 Jahre europäisches Porzellan, die ab April kommenden Jahres in Selb-Plößberg und Hohenberg an der Eger zu sehen sein wird, soll mindestens 100 000 Besucher hierher locken. "Ich lasse nicht gelten, dass man meint, beim Porzellan geht alles den Bach runter", sagt der Museumsdirektor. "Porzellan ist unsere Tradition, mit der wir uns von anderen unterscheiden, es ist ein wichtiges Kulturgut, und darauf dürfen wir stolz sein."
Der Wunsiedler Landrat Dr. Karl Döhler (links), der Hofer Theater-Intendant Uwe Drechsel als Vertreter der Jury und Kuratorin Dr. Sabine Zehentmeier bei der Vorstellung der Broschüre im Porzellanikon.

Ein Material für heute

Siemen gab gestern gemeinsam mit Ausstellungskuratorin Dr. Sabine Zehentmeier, dem Wunsiedler Landrat Dr. Karl Döhler, dem Hofer Theater-Intendanten Uwe Drechsel und Fotograf Helmut Groh den Startschuss für die heiße Phase in der Vorbereitung der großen Ausstellung. Sie stellten die Broschüre vor, mit der das Porzellanikon für die Schau wirbt. Auf dem Titelbild ist ein Foto der 17-jährigen Weißenstädterin Rebekka Rebert zu sehen, die von einer Jury unter hundert Bewerberinnen ausgewählt wurde. Die junge Frau steht als Beispiel dafür, dass Porzellan nicht von gestern ist, sondern auch für Menschen von heute sehr aktuell.

Der Selber Fotograf Helmut Groh hat Rebekka Rebert in Szene gesetzt: mit einer Vase aus dem Bestand des Museums in der Hand. Diese Vase beweist, welche ideellen und materiellen Werte inzwischen im Porzellanikon mit seinen Standorten in Selb-Plößberg und Hohenberg liegen. Das gute Stück wurde 1856 von der Königlichen Porzellanmanufaktur (KPM) in Berlin gefertigt und hat einen Versicherungswert von 15 000 englischen Pfund. Zwei Exemplare gibt es weltweit aus dieser Serie.

Bei der Ausstellung im kommenden Sommer werden noch deutlich wertvollere Stücke nach Oberfranken kommen. Mit einer Million Euro ist das teuerste Exemplar angegeben. Mehrere Monate haben Museumsleiter Siemen und Sabine Zehentmeier in renommierten Museen weltweit um Vertrauen geworben und die Direktoren dazu gebracht, ihre kostbaren Stücke auszuleihen.

Exponate kommen unter anderem vom Metropolitan Museum in New York, dem Victoria & Albert Museum in London, dem Museum im französischen Limoges, dem Design Museo im finnischen Helsinki und aus annähernd 50 weiteren Museen und Institutionen. Auch die bedeutendsten Manufakturen und Firmen haben zugesagt, einige ihre wichtigsten Stücke nach Selb oder Hohenberg zu geben.

Zum eigenen Nutzen

"Unsere Ausstellung wird vom Volumen und der Bedeutung her alle Vergleiche mit einer Landesausstellung bestehen können", sagt Siemen. Im Jubiläumsjahr des europäischen Porzellans gebe es ein Wettrennen, wer die besten Stücke präsentieren könne. Dank des Ansehens, das sich das Porzellanikon weltweit erworben habe, sei es gelungen, sehr gute Sachen zu bekommen. Finanziert wird die Ausstellung unter anderem durch Gelder aus dem bayerischen Kulturfonds, von der Oberfrankenstiftung und aus weiteren Stiftungen, etwa der Siemens-Stiftung.

Der Museumsdirektor und auch der Wunsiedler Landrat Dr. Karl Döhler appellierten gestern an alle in der Region, die Ausstellung zum eigenen Nutzen nachhaltig zu unterstützen. "Eine solche Chance kommt so schnell nicht wieder", sagte Siemen. "Wir brauchen das Miteinander, nur dann kommen wir zu einer guten Zukunft." Der Museumsdirektor bemühte einen Vergleich in seinem Werben um Unterstützung aus vielen Institutionen: "Wir schreiben die Partitur, wir stellen sogar die Instrumente, aber darauf spielen muss die Region selbst." Die Ausstellung betreffe nicht nur das Fichtelgebirge, sondern schwerpunktmäßig die Landkreise Hof, Kulmbach, Bayreuth und Tirschenreuth, ebenso die angrenzenden Gebiete in Sachsen und Tschechien, und er erhoffe sich vielfältige Unterstützung in Form von Rahmenveranstaltungen und Werbung.

Siemen betonte den europäischen Schwerpunkt der Ausstellung. Die Porzellanindustrie sei schon immer international ausgerichtet gewesen, die hiesigen Firmen seien angesichts ihrer Exportzahlen bereits "Global Player" gewesen, als es diesen Begriff noch gar nicht gegeben habe: "Wir müssen lernen, dass wir nicht mehr an der Grenze von einst sitzen."

Welchen Stellenwert die Schau in Selb und Hohenberg hat, zeigt ein Blick in die Broschüre. In einem der Grußworte schreibt Ministerpräsident Horst Seehofer: "Ich bin überzeugt, dass die Ausstellung zu den kulturellen Höhepunkten des Jahres 2010 im Freistaat Bayern zählen wird."

In Selb (und natürlich in Hohenberg, Anm. d. Admin) sind 2010 aller guten Dinge fünf

Schwerpunkte | Renommierte Museen vertrauen dem Porzellanikon wertvolle Leihgaben an. Die Exponate reichen von aufwendig dekorierten Stücken des 18. Jahrhunderts bis zu Blumen aus dem "Palast der Republik".

Vor der großen Ausstellung zum Porzellanjubiläum "Königstraum und Massenware" im Sommer 2010 ist in Selb-Plößberg und vor allem im Museum in Hohenberg Ausräumen angesagt: Im Hohenberger Haus müssen alle Exponate der Schausammlung für einige Monate im Depot verschwinden, damit die Leihgaben, die aus renommierten internationalen Museen kommen, Platz haben. Glanzstücke des Porzellans des 18. Jahrhunderts bis zum Art Deco in den dreißiger Jahren werden dort zu sehen sein.

Das moderne Porzellan zeigen die Ausstellungsmacher in der alten Fabrik in Selb-Plößberg. Deshalb wird der letzte Teil des Gebäudes an der Bahnstrecke bis Ende des Jahres mit Hochdruck saniert. 1500 Quadratmeter stehen dann zur Verfügung. Dabei gilt: Aller guten Dinge sind fünf. Aus fünf Blickwinkeln können die Besucher dort das Thema betrachten.

Erster Schwerpunkt ist das Design, und zwar von den 30er Jahren bis in die Gegenwart. 60 bis 70 europäische Designer werden mit ihren Arbeiten zu sehen sein. Als Architekten dieses Teils haben die Ausstellungsmacher den renommierten italienischen Künstler Marcello Morandini gewonnen, der bereits für Rosenthal gearbeitet hat. Unterstützender Kurator wird François Burkhardt sein, ehemaliger Design-Direktor im Centre Pompidou, Paris. Morandini und Burkhardt sind nur zwei der namhaften Experten aus ganz Europa, die die Ausstellung im Fichtelgebirge tatkräftig und mit Ideen unterstützen.

Lifestyle und Porzellan ist das zweite Thema. Gemeinsam mit einem renommierten Büro stellen die Ausstellungsmacher Filmausschnitte aus den dreißiger Jahren bis heute vor, in denen Porzellan eine Rolle spielt. Das Service 1382 von Arzberg, das als erstes Geschirr der "Neuen Sachlichkeit" am Beginn der Moderne stand, hat dabei einen besonderen Stellenwert. Aktuell ist der Porzellanbecher zu sehen, in dem McDonald's neuerdings Kaffee verkauft. Dazu gibt es kurze Interviews mit herausragenden Sammlern und interessanten Persönlichkeiten, die sich über Porzellan im täglichen Leben äußern.

Beim dritten Thema geht es um Architektur und speziell Wandgestaltung. Fliesen, Sanitärkeramik, Zimmerbrunnen und mit Porzellan dekorierte Möbel werden ebenso zu sehen sein wie moderne Wellness-Oasen. Einen kuriosen Farbtupfer steuern die Wandblumen aus dem "Palast der Republik" in Ostberlin bei. Diesen Teil der Ausstellung gestaltet der Münchner Tido Brussig, Spezialist für inszenierte Innenarchitektur.

Während die ersten drei Themen sich mit der Vergangenheit beschäftigen, wagen die Ausstellungsmacher bei den anderen beiden einen Blick in die Zukunft.

Bei "300 plus X" machen sich verschiedene Fachleute Gedanken über den Werkstoff Porzellan in den kommenden Jahren. Da geht es beispielsweise um ökologische Anforderungen, um die Bedürfnisse einer älter werdenden Bevölkerung und neue Trends in der Gastronomie. Designprofessor Hubert Kittel von der Hochschule Burg Giebichenstein in Halle wird dieses Thema erarbeiten.

Zu guter Letzt werden die Besucher Produkte namhafter zeitgenössischer Gestalter sehen, die eigens für die Ausstellung in Selb geschaffen werden. Gemeinsam mit dem Museum Ludwig in Köln laden die Ausstellungsmacher Künstler dazu ein, Porzellan modern zu interpretieren.

 

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